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Mittwoch, 3.Juni.2009

Zürich - Chicago - Las Vegas, 5700 Meilen


Boah, 6 Uhr früh, der Wecker klingelt :-(

Endlich ist es soweit! Unsere Reise nach Amerika kann beginnen… Jetzt aber zackig. Kaffee und ab ins Bad während Patrick nochmals das Gepäck kontrolliert und ganz wichtig: Pässe, Geld und die Reiseunterlagen. Etwas zuviel Gepäck, mächtig schwer. Ein grosser Rucksack und zwei Taschen à 23kg und jede menge Handgepäck… Armer Patrick (ihm gehört zum Glück das schwere...), ich kann ja nicht all zuviel schleppen.


Das Taxi ist überpünktlich. Auf 9 Uhr bestellt und fast ne halbe Stunde zu früh. Na ja, mein Kommentar zur Fahrerin war dann nicht so nett... „O je, die wird auch den Flughafen in Zürich finden ;-)“ Sorry, liebe Taxifrau, der Transfer war super! Besser hätte es ein Mann auch nicht gemacht.

Nach knapp einer Stunde Fahrt waren wir dann früh genug am Flughafen Zürich, 10.55 Uhr späteste Einfindung am Check-In. Die Gepäckaufgabe war etwas chaotisch weil die Frau am Schalter keine Ahnung hatte dass ein Rollstuhlfahrer etwas spezieller eingecheckt werden muss. Wir haben sie dann darauf hingewiesen dass wir Hilfe beim Einsteigen brauchen und der Rollstuhl auch angeschrieben werden muss damit er auch mitreist und jeweils beim Gate wieder bereitsteht. Bis zum Abflug um 12.55 Uhr klappte dann aber alles super. Wir mussten nur noch mit der U-Bahn zum Gate E hinausfahren und uns dort dem ersten Sicherheitscheck stellen.


Beim Einsteigen kamen wir wie immer als erste dran. Hat nen Riesen Vorteil: Man findet immer genügend Platz fürs Handgepäck… Kleiner Tipp: Am Besten gleich mit der Crew reden damit sie darauf achten dass der Rollstuhl auch mitgenommen wird und am Zielflughafen auch wieder am Ausgang bereit steht (Rollstuhl muss speziell gekennzeichnet sein!!!) Der Sitzplatz war auch ok. Zweierreihe in der Holzklasse auf der rechten Seite, gleich hinterm Flügel. Für Patrick‘s lange Beine leider nicht so toll. Fliegen ist halt leider das Mühsamste vom Urlaub. Das mit der Hilfe am Flughafen, dem Einchecken, ans Gate bringen und in den Flieger setzen hat ja nicht so gut geklappt. Aber ich habe ja einen starken Freund. Patrick hat mich dann immer in den Flieger getragen. Die Stewardessen meinten dann immer: Ohhh, hat die es gut, die wird immer auf Händen getragen.

Eine Woche vor dem Urlaub war ich schon mega nervös. Ich hatte bereits den Lanzarote-Flug überstanden, aber der war ja auch „nur“ 4 Stunden lang. Unser Flug nach Las Vegas, via Chicago dauerte gut 13 Stunden reine Flugzeit. Der Flug selber war ereignislos. Cool war dass jeder Sitz sein eigenen Bildschirm hatte wo man eine reiche Auswahl an Filmen hatte die man nach Lust und Laune anschauen konnte.


Viele fragen sich jetzt vielleicht wie wir das mit der Toilette gemacht haben. Auch ich muss ja ab und zu mal pinkeln… Da wir ja in einer Zweierreihe sassen ging das ganz einfach und ohne aufzufallen. Patrick hat eine Decke zwischen den Sitzen als Sichtschutz gespannt und ich habe dann fast wie zuhause mit Katheter und Beutel gepinkelt. Ja ich weiß, ich hab viel gelesen über die Pinklerei im Flieger. Die meisten raten einen Dauerkatheter zu benutzen Aber ich bin kein Freund von Dauerkatheter. Klar wenn wir keinen zweier Sitz bekommen hätten, hätte ich mir was überlegen müssen aber wenn man einen Begleiter hat der in solchen Sachen geübt ist, ist es kein Problem. Wir werden auch beim nächsten mal Fliegen eine Zweierreihe buchen und wenn es etwas kostet. Denn ein Dauerkatheter ist auch nicht die Beste Lösung. Aber jeder hat da so seine Erfahrungen und Tricks.

Nach etwa 9 Stunden sind wir in Chicago zwischengelandet und mussten dort als erstes unser Gepäck abholen und durch den Zoll. Mit dem Rolli hat auch alles geklappt. Da wir (wie immer) als letzte aus dem Flieger rauskamen war unser Gepäck schon da. Also auf zum Zoll. Normalerweise kann das ja ziemlich dauern bei der Einreise in die USA. Nicht so mit Rollstuhl… Für uns gib es nen speziellen Schalter wo man fast nicht anstehen muss. Am Schalter ging es ziemlich schnell. Alle 10 Fingerabdrücke scannen lassen, schön lächeln fürs Foto, Pass mit zuvor ausgefülltem Einreisedokument zeigen und schon waren wir offiziell in den USA.


Gleich nach dem Zoll konnten wir unser Gepäck wieder auf ein Laufband legen. Jetzt mussten wir nur noch das Gate für den Weiterflug suchen und den Rest der 5 Stunden Aufenthalt hinter uns bringen. Raus konnten wir ja nicht, da wir schon wieder eingecheckt hatten. Angekommen sind wir im Gate 5. Weiterflug war von Gate 1. Das hiess über unzählige Fahrstühle den Weg zur Hochbahn finden und damit in einer kurzen Fahr zum Gate 1. Dort erlebten wir zum ersten Mal den Sicherheitscheck der Amerikaner. Weiter unten mehr…


Bis hierher hatten wir seit der Landung nur knapp eine Stunde gebraucht. Also nur noch 4 weitere bis zum Weiterflug. Als erstes wollten etwas gegen den kleinen Hunger tun. Unser erster Kontakt mit amerikanischem Fastfood. Gut ¾ der Pizza sind im Abfall gelandet… So was Fettiges hatten wir noch nie gesehen.


Das mit den behindertengerechten Toiletten ist auch nicht so wie bei uns. Nur wenn man einen amerikanischen Schlüssel hat kommt man in die Toilette. Die Behindertentoiletten in USA sind wie die „normalen“ Restrooms (= Toiletten) einfach etwas breiter und meistens besetzt von nicht gehandicapten Rollstuhlfahrern (sprich Leute die zu faul zum gehen sind). Zum glück hatten wir den Tipp bekommen, dass es auch Familien-WC´s, sogenannte Companion Care‘s gibt. Das sind relativ grosse Räume mit Toilette für Familien mit Kindern oder Menschen die auf Hilfe angewiesen sind.

Nachdem wir die 5 Stunden endlich überstanden hatten ging es wieder als erste in den Flug nach Las Vegas. Diesmal sassen wir in einer Dreierreihe. Da wir weit vorne waren hatten wir sogar das Glück Plätze mit mehr Beinfreiheit zu erhalten. Der Flug dauerte zum Glück nur noch knapp 4 Stunden und so kamen wir Pünktlich um halb 11 Uhr abends in Las Vegas an. Wieder als letzte raus und auf zur Gepäckausgabe. Dort angekommen hören wir plötzlich wie Patrick ausgerufen wird. Erster Gedanke: was ist schief gelaufen? Kurz darauf die Entwarnung: Unser Gepäck wurde freundlicherweise schon beiseite gestellt damit wir nicht am Laufband darauf warten mussten. Also Gepäck aufladen und auf mit dem Taxi nach Las Vegas in unser bereits reserviertes Hotel.


Im Caesars Palace angekommen hat Patrick natürlich die „geniale“ Idee unser Rollstuhlgerechtes Zimmer in eine Suite upzugraden… Mehr dazu im Bericht vom morgigen Tag. Um ein Uhr Nacht schlafen wir dann total erschöpft nach einem ca 28 Stunden dauernden Tag ein und träumen von dem was wir schon alles erlebt haben…


Also ich muss sagen, in Zürich wird man als Rollifahrer zwar auch kontrolliert, aber wenn man die Stiefel nicht ausziehen kann ist das für die Beamten ok. In den USA wird man viel stärker kontrolliert. Meine Stiefel musste ich immer ausziehen, egal wie. Dann wurde mit einem Spiegel unterm Rolli nach Bomben gesucht! Grins J. Von meinen Händen und meinem Rolli samt Kissenbezug wurde ein „Abklatsch“ gemacht und auf Pulverspuren getestet. Bin ich Bin Laden oder was? ;-) Immer wieder wurde ich gefragt, ob ich meine Beine wirklich nicht bewegen kann!!! NEIN kann ich nicht ;-), habe ich geantwortet. Ich glaube nicht, dass es viele Rollifahrer gibt, die laufen können. Aber… sie tun halt nur Ihre Pflicht. Ich habe noch nie so viele Behinderte gesehen wie in Amerika, aber die meisten können aufstehen und laufen. Sind vielleicht einfach nur zu faul.

Ein Hobby der Amis scheint Rollstuhl fahren zu sein :-) (geschoben werden im Rolli)

Bei alten Menschen versteh ich das ja, aber in diesen Fahrzeugen sitzen normal junge, dicke Amis und werden von einem Ende zum anderen gefahren! Man glaubt es kaum.

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